Ableismus / ableistisch
[ɛɪ̯bəˈlɪsmʊs]/[ei̯bəlˈɪstɪʃ]
Abgeleitet aus dem Englischen von „ to be able“ = fähig sein
Ableismus ist die strukturelle Diskriminierung von behinderten & chronisch kranken Menschen. Er gehört zur Behindertenfeindlichkeit, aber bezieht sich mehr auf die Strukturen und Denkweisen dahinter. Erst der Begriff macht deutlich, dass es sich hierbei um ein System handelt. Ein System, in dem gewisse Fähigkeiten als essenziell angesehen werden, in dem Menschen nur etwas wert sind, wenn sie Leistung erbringen. In dem nicht-behinderte Menschen immer über behinderte Menschen gestellt werden und in dem Menschen als „unvollständig“ und „kaputt“ gelten, wenn sie chronisch krank und/oder behindert sind. Wir sind alle ableistisch sozialisiert. Es war also jede*r schon mal ableistisch und diese Denk- und Handlungsweisen müssen aktiv erkannt und verlernt werden.
WICHTIG: Ableismus braucht keine Intention. Es ist also egal, ob etwas „gar nicht böse gemeint war“.
Ableismus kann sich ganz verschieden äußern. Sehr direkt, aber auch so versteckt, dass wir ihn nicht direkt erkennen. Beispielsweise kann eine Aufwertung und Überbetonung ableistisch sein.
Beispiel: „Das ist aber toll, dass du trotz deiner Behinderung arbeiten kannst.“
Die Reduktion auf eine Behinderung, sowie die Stigmatisierung, also das Vorverurteilen von behinderten Menschen spielt ebenfalls eine große Rolle.
Beispiel: „Behinderte Menschen haben ein schweres Schicksal zu tragen.“
oder:
“Einer Bekannten von mir geht es ganz genauso, wie dir.”
Und schließlich wäre da noch das Relativieren, Ignorieren und Absprechen der Lebensrealität behinderter Menschen.
„Ich sehe dich nicht als behindert.“
oder:
„Wir können ja auch nicht alles barrierefrei machen.”
Diese Auflistung stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da Ableismus zu komplex ist, um ihn anhand von ein paar Beispielen in seiner Gänze zu erfassen. Sie sollen lediglich dazu dienen, um ein Gefühl dafür zu entwickeln.
Eine beschönigende Bezeichnung, die ein vermeintlich negatives Wort abmildern soll.
In diesem Kontext geht es meistens um Euphemismen für die Begriffe „behindert“ oder „Behinderung“. Euphemismen dafür wären beispielsweise: „besondere Bedürfnisse“, „Handicap“ oder „Beeinträchtigung“, was indirekt suggeriert, dass es negativ ist, behindert zu sein, sodass man dies beschönigen muss.
“Internalisiert” bedeutet soviel, wie verinnerlicht. Auch behinderte Menschen werden ableistisch sozialisiert und wachsen im ableistischen System auf. Gleichzeitig erfahren sie aber auch Ableismus von außen, den sie nicht selten verinnerlichten und gegen sich selbst richten. Wenn eine behinderte Person also beispielsweise Angst hat, als behindert zu gelten oder für ihre Rechte als behinderte Person einzustehen, dann nur, weil sie gelernt hat, dass dies negativ konnotiert ist. Genauso kann das Witze machen auf Kosten der eigenen Behinderung beispielsweise auch von internalisiertem Ableismus zeugen, was den Ursprung hat, dass behinderte Menschen schnell als “kompliziert” oder “anstrengend” bezeichnet werden, wenn sie Diskriminierung ansprechen.
Bei Mikroaggressionen handelt es sich um kleine, übergriffige und diskriminierende Angriffe im Alltag, die verbal und nonverbal auftreten können. Sie passieren meistens ganz beiläufig und schnell und oft ohne, dass sie als jene zu erkennen sind.
Unsere Gesellschaft hält ein gewisses Bild davon aufrecht, wie man auszusehen hat, also eine vermeintliche „Norm“. Gerade auf weiblich gelesene Personen wird dadurch von klein auf Druck ausgeübt. Als normschön gilt, wer nicht-behindert, weiß, cisgender und schlank ist. Normschönheit bringt gewisse Privilegien mit sich und gleichzeitig erfahren Menschen, die dieser nicht oder nur zum Teil entsprechen, Diskriminierung.
Behinderte Menschen sind von institutioneller, kultureller, wirtschaftlicher, sowie zwischenmenschlicher Diskriminierung betroffen. Die Diskriminierung ist also keine individuelle Erfahrung oder eine willkürliche Entscheidung ihres Gegenübers, sondern sie fest in unseren Strukturen verankert.